Heyne Galaxy 13 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Heyne Galaxy 13 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Autor:Ernsting, Walter (Hrsg.) [Ernsting, Walter (Hrsg.)]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 2013-04-14T16:00:00+00:00


Die programmierten Hände

(I BRING YOU HANDS)

COLIN KAPP

Kandle nahm die Karte auf und betrachtete sie unwirsch.

»Ich habe leider nicht viel Zeit«, sagte Kandle. »Ich bin sehr beschäftigt.« Dann wurde ihm bewußt, was er da gelesen hatte, und er studierte die Karte ein zweitesmal.

ICH BRINGE IHNEN HÄNDE

Stirnrunzelnd drehte er sie um und stieß schließlich auf die Information, nach der er gesucht hatte:

TONY LOWRIS

(Leitender Direktor)

LOWRIS AUTOMATENSYSTEME GMBH

Kandle atmete tief ein und lehnte sich zurück. »Nun, Lowris«, sagte er. »Erklären Sie mir die Sache mit den Händen.«

Seine gründlichen Vorarbeiten gaben Lowris das Gefühl, den Mann richtig einschätzen zu können. Kandle gehörte zu der kleinen Gruppe Auserwählter, die sich für unfehlbar halten durften. Als oberster Werksdirektor, der von der kaufmännischen Seite kam, brauchte er sich nicht auf die Meinungen seiner Techniker und Ingenieure zu verlassen, auch wenn es sich um Dinge handelte, von denen er so gut wie nichts verstand. Er hatte die absolute Machtbefugnis im Werk und bestimmte über die Einstellung und Entlassung von Personal und über die Gehaltsfestsetzung. Kandles Unfehlbarkeit mußte daher außer Zweifel stehen. Seine Herrschsucht wurde nur noch von seinem Größenwahn übertroffen. Kandles Entscheidungen waren absolut, bis sie widerrufen wurden – was er ständig tat, als ob er sich und der Welt beweisen wollte, was er unter Unfehlbarkeit verstand.

Lowris kreuzte insgeheim die Finger und lächelte innerlich. Die Situation entwickelte sich erwartungsgemäß. In diesem Stadium hatte er kein Interesse daran, sich mit Technikern und Ingenieuren herumzuschlagen. Das lag nicht daran, daß seine Ware schlecht war – im Gegenteil. Er versuchte unauffällig, ein Produkt auf den Markt zu bringen, in dem eine Revolution des gesamten Fabrikationswesens stecken konnte. Aber es mochte schwierig sein, Hände an Ingenieure zu verkaufen, die ihr Leben lang der Überzeugung gewesen waren, daß eine Maschine der menschlichen Hand überlegen ist.

»Gestatten Sie, daß ich Ihnen mein Gerät demonstriere«, sagte Lowris.

Er öffnete seinen großen schwarzen Koffer und hob ein seltsames Gebilde auf den Tisch, dessen Verpackung er entfernte. Kandles Augen weiteten sich verblüfft. Der Apparat bestand aus einer Mittelsäule, die etwa fünfunddreißig Zentimeter hoch und dreißig Zentimeter breit war und aus schwerem Gußmetall bestand. Das Oberteil der Säule verbreiterte sich und nahm die Form menschlicher Schultern an, die den Ansatz für zwei täuschend echt wirkende Arme mit rosafarbenem Plastiküberzug bildeten. Die Arme waren verschränkt und endeten in wohlproportionierten, schlanken Händen. Es war ein unglaublicher Anblick.

Lowris beobachtete amüsiert, wie Kandle erstarrte. Diesen Augenblick seiner Vorführung genoß er immer sehr, aber das war natürlich nur der Anfang. Wenn Kandle den ersten Schock überstand, war er auch weiteren Eindrücken aufgeschlossen und mochte heute abend mit einer ganz besonderen Begeisterung für die Fähigkeiten dieser Hände zu Bett gehen.

»Hände …«, sagte Lowris langsam. »Hände und Arme – elektromechanische Nachbildungen der Bewegungsmechanismen der entsprechenden menschlichen Körperteile. Die Knochen bestehen aus Vanadium-Stahl, die Gelenke sind mit Diamant- Kugellagern versehen, und die Muskeln bestehen aus flexiblen Plastik-Gel-Solenoiden, die die Leistung menschlicher Muskeln um mindestens das Fünffache übertreffen …«

In diesem Teil seines Verkaufsvortrages faßte er sich kurz, denn er wußte, daß Kandle sowieso nichts davon verstand und sich mit mehr oder weniger vagen Anhaltspunkten zufriedengeben würde.



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